Ich bin seit gestern Abend zurück aus Berlin – anders als die Hinfahrt (anderthalb Stunden Stau kurz vor dem Berliner Ortseingangsschild) verlief die Rückfahrt problemlos. Es folgt eine Chronologie der Ereignisse.
Etwa gegen zwölf Uhr Mittags erreichten wir unser Hotel in Berlin-Köpenick. Dank eigenem Parkhaus war das Abstellen des Autos kein Problem. Das Hotel an sich war schön aufgemacht – der Eingangsbereich mit der Rezeption ging fließend in eine Bar/Lounge über, die durchaus zum Verweilen einlud. Das Zimmer an sich war hell, zweckmäßig und sauber. Ärgerlich war nur die Tatsache, dass der WLAN-Zugang extra kostet und stundengenau abgerechnet wird. Aber das Hotel wurde sowieso nur zum Übernachten benutzt, daher war das nicht schlimm. Nach kurzer Akklimatisierung ging es schließlich vor dem heiß ersehnten Pearl Jam Konzert in der Wuhlheide dann noch ein wenig in die Innenstadt. Rein in die Straßenbahn, Tickets gelöst und auf zum S-Bahnhof. Mit Tagestickets in der Hand ging es dann durch Köpenick über Ostkreuz und mit Schienenersatzverkehr (insgesamt scheint Berlin gerade eine Kopie von sich selber auf sich selber zu erbauen wenn man sich die unglaublich vielen Baustellen ansieht) näher ans Zentrum. Namentlich: Alexanderplatz.
Der Alexanderplatz selber war … ein Platz, es herrschte reger Betrieb und die Sonne spiegelte sich in den gläsernen Hochhausfassaden. In einer spiegelte sich auf eindrucksvolle Weise eines der Wahrzeichen Berlins: Der Fernsehturm. Dieser steht direkt neben dem Bahnhof Alexanderplatz und besitzt eine kleine Parkanlage mit Springbrunnen und Rasenflächen. Wir schauten uns dort ein wenig um und kehrten dann in ein örtliches Schnellrestaurant ein, um unseren Hunger zu stillen und uns weiter zu orientieren. Auf Grund der Uhrzeit entschlossen wir uns, der Straße Richtung Museumsinsel, Berliner Dom und Unter den Linden erst morgen weiter zu folgen und uns langsam Richtung Wuhlheide aufzumachen. Auf dem Weg zum Bahnhof schauten wir noch am Neptunbrunnen vorbei und fuhren dann wieder Richtung Ostkreuz.
Was sich innerhalb des Zuges schon durch die erhöhte Anzahl an Pearl Jam T-Shirts andeutete, wurde dann an der Bushaltestelle für den Schienenersatzverkehr Gewissheit: Verdammt viele andere Konzertbesucher waren auch gerade auf dem Weg. In den vierten der schnell aufeinanderfolgenden Busse konnten wir dann schließlich einsteigen und sogar Sitzplätze ergattern. Während der Fahrt war ich mal wieder erstaunt darüber, an welche unzugänglichen Orte man scheinbar Graffitis anbringen kann – insgesamt gibt es in Berlin fast nichts, was kein irgendwie geartetes Graffiti aufgesprüht hat. Außerdem konnten wir einer Dame mit lautem Organ lauschen, wie sie am Handy zwanghaft versuchte sich mit jemandem “heimlich” zu verabreden. Nach circa zwanzig Minuten war aber auch diese Fahrt vorbei und der Trott setzte sich vom Bus aus Richtung Bahnhof in Bewegung, nachdem wir vom Busfahrer mit “viel Spaß beim Fernsehschauen nachher” verabschiedet wurden. Ich glaube er dachte wir seien zu einem Public Viewing der Fußball-WM unterwegs. Banause.
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
Nach nur einer Station kamen wir dann gegen 15:45 Uhr an der Wuhlheide an – zum Missfallen meiner schmerzenden Füße war es doch noch ein ganzes Stück in den Wald hinein zu laufen. Unterwegs standen am Wegesrand immer mal wieder Leute, die entweder Tickets suchten oder anboten. Schade dass diese Personengruppen sich nicht an den gleichen Ort stellten, so wären schnell alle Probleme gelöst gewesen und jeder zufrieden. Als wir am Eingang der Kindl-Waldbühne ankamen, warteten schon gut hundert Leute vor dem geschlossenen Tor. Wir waren zeitlich also wirklich passend angekommen; schnell wuchsen die Menschenmassen hinter uns den Waldweg entlang. Es waren Menschen aus allen möglichen Ländern da; es wurde spanisch gesprochen, italienisch, englisch und polnisch. Und als ich dem englisch sprechenden Verkäufer am Merchandise-Stand ungelenk versuchte das Wort “Schutzhülle” auf englisch zu erklären, sagte dieser trocken: “Posterkartons gibt es nur innen”. Okay, schnell umdrehen und weg. Nachdem wir kurz nach siebzehn Uhr im Namen der Sicherheit befummelt und die Tickets überprüft wurden, ging es rein. Das Konzertposter – was mittlerweile in meinem Wohnzimmer hängt – gab es wie vom Verkäufer angekündigt in einer stabilen Poster-Röhre. Der Preis von dreißig Euro (mehr als ein T-Shirt) war allerdings relativ happig.
Wir entschieden uns für einen Platz mittig auf der Tribüne, wo wir einen schönen Blick auf die Waldbühne hatten. Die kommenden drei Stunden bis zum Konzertbeginn waren gekennzeichnet von Sorge um den Ladezustand der Handys, eloquenten Eis- und Brezelverkäufern (okay, eloquent war nur einer – aber der hätte durchaus auch im Teleshopping Waren anpreisen können) und der Suche nach der richtigen Sitzposition. Immer mal wieder wurden Laolas gestartet und “Eddie, Eddie”-Chöre ausgerufen. Kurz nach dem Sieg der deutschen Nationalmannschaft ging es dann um Punkt zwanzig Uhr los. Eddie, Mike, Stone, Jeff und Matt betraten die Bühne und läuteten das am Ende drei Stunden lange Konzert mit “Pendulum” ein.
Zusammen mit einem Großteil der Zuschauer suchten wir uns anschließend unseren Weg raus aus der Wuhlheide und schließlich zurück Richtung Köpenick – das war durchaus weiter als ich dachte und mit schmerzendem Fuß, rutschender Hose und großem Poster im Arm gestaltete sich das alles etwas aufwändiger als gedacht :D. Im Hotel ging es dann ins Bett und nach erholsamer Nacht – nur kurz durch eine scheinbare Schlägerei auf der Straße vor dem Fenster unterbrochen – ging es dann gegen 9:30 Uhr weiter.
Nach dem Auschecken und dem Verstauen der Koffer im Auto ging es dann wieder mit dem ÖPNV Richtung Alexanderplatz. Vorbei an einer Trabbi-Limousine und unzähligen Verkaufsständen mit DDR/Sowjetunion-Artikeln (wer kauft das denn alles?!) ging es geradewegs zum Frühstück in die vom Vortag bekannte Burgerbraterei. Gestärkt und durch einen Eis-Smoothie gekühlt (das Wetter war die gesamten zwei Tage schön sonnig und um die 20 bis 24 Grad) ging es Richtung Museumsinsel. Man kommt an so unglaublich vielen Sehenswürdigkeiten vorbei, dass ich sie hier gar nicht alle auflisten kann. Berliner Dom, Pergamon-Museum, Humboldt-Universität, Brandburger Tor, Holocaust Mahnmal, Reichstag, etc. etc.. Dem Tipp einer Bekannten folgend waren wir auch kurz im Rittersport-Haus; um unnötige Schlepperei zu vermeiden verzichteten wir aber auf den Kauf von Schokolade. Mir persönlich war es auch zu warm dafür.
Vom Hauptbahnhof aus fuhren wir schließlich über Alexanderplatz, Ostkreuz und Schöneweide zurück nach Köpenick und zwei ereignisreiche Berlin-Tage neigten sich dem Ende. Mit dem Auto kamen wir gut aus der Stadt raus und sobald man auf der A2 ist muss man mit dem Ziel Ruhrgebiet ja sowieso nur geradeaus fahren.
Schön war’s :).